Ethnien Daviens

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Davien wird hauptsächlich von drei großen Volksgruppen bevölkert: Lithen, Taner und Arachen. Erstere stellen die Hauptbevölkerungsgruppe dar (ca. 75%), die Taner sind die stärkste ethnische Minderheit (15%), Arachen stellen nur noch eine geringe Minderheit (<5%). Die Volksgruppen unterscheiden sich v.a. in der Sprache (im Falle der Taner auch in der Religion) und im Aussehen. Insgesamt sind Ehen in denen die Partner aus verschiedenen Ehen stammen, in Davien ausgesprochen selten, dennoch leben die drei Bevölkerungsgruppen friedlich miteinander. Gruppenbildung und Bildung von Feindbildern fand in Davien fast ausschließlich auf regionaler, kaum auf rassistischer Basis statt, da nur die Taner homogen sind, die Lithen hingegen sehr divers sind und die Arachen lange Zeit überhaupt nicht als Einheit begriffen wurden. Überhaupt wird die klassische Dreiteilung heutzutage stark hinterfragt: Es handelt sich um Kategorien, die die Kolonialherren (allen voran Paramur) entworfen haben.

Die Arachen

Diese Bevölkerungsgruppe ist die Urbevölkerung – unumstritten zumindest in den Gegenden nördlich der Wüste Ëyor. Sie lebten nomadisch und wurden durch die Lithische Expansion zurückgedrängt. Heute leben sie nur noch in wenigen Randgebieten:

  • Im sogenannten „Nordwestlichen Arachischen Kulturkreis“ auf den Schwarzen Inseln (wo durch Paramurische Kolonialherrschaft der karpatisch-reformierte Chronismus vorherrscht und in Teilen von Callas (wo durch Lithischen Einfluss der murabisch-orthodoxe Chronismus vorherrscht) – Früher berühmt für ihre kriegerischen Seefahrten entlang der Schamanen- und der Sturmküste und bis ins Innere des Mryth hinein.
  • Im sogenannten „Kulturraum Nordost“ im Norden Katahelions
  • Und als sogenannte „Wüstenarachen“ in der Wüste Ëyor zwischen Lÿm und Laewhar.

Arachen leben zum Teil noch nomadisch, zum Teil in Dörfern, letzteres gilt insbesondere für die arachischen Stämme auf den Schwarzen Inseln. In Städten tendieren Arachen dazu, sich schnell zu assimilieren. Da fast alle Arachen inzwischen Chronisten sind, integrieren sie sich dann zumeist in Lithische Umfelder.

Arachen zeichnen sich durch sehr große Gestalt, eher schmale Augen und einen hellen Teint aus. Doch das wichtigste Merkmal für Selbstverständnis und Identität ist die Bewahrung der arachischen Sprache, und da diese inzwischen häufig zugunsten Lithischer Idiome (Schwarze Inseln: Paramurisch) aufgegeben wurde, der Sitten, welche im familiären Umfeld noch sehr intensiv gepflegt werden. Die Wüstenarachen tragen auch oft noch trachten.

Schon sehr früh gaben die Arachen die eigenen Naturreligionen zugunsten des von den Lithen übernommenen Chronismus auf, sodass die überwältigende Mehrheit nun dem murabisch-orthodoxen Chronismus angehört. Am längsten hielten sich ursprüngliche Glaubenswelten auf den Schwarzen Inseln, wurden jedoch mit der Kolonisation durch Paramur sehr schnell vom karpatisch-reformierten Chronismus verdrängt.

Die Arachische Gesellschaft ist durch die Muster typisch nomadischer Stammesgesellschaften geprägt. Sie ist patrilinear. Auf der untersten Ebene steht die Familie, die v.a. Verwandte ersten und zweiten, zum Teil auch dritten Gerades umfasst. Auf der nächsten Ebene steht die Sippe, ein Zusammenschluss von bis zu zehn Familien, die ihre Kinder bevorzugt untereinander verheiraten. Sippen schließen sich zu Stämmen zusammen, Stämme zu Stammeskoalitionen. Jedoch sind diese Gebilde (bis auf die Familie) nicht fest, sondern sehr fluide, und können je nach politischer Lage zerfallen und neu gebildet werden. Je nach Region nehmen die einzelnen Ebenen unterschiedliche Wichtigkeit ein: Auf den schwarzen Inseln stehen die Sippen im Vordergrund, nördlich des Katahelion die Stämme. In den Städten lebt inzwischen eine große Zahl von stark assimilierten Arachen, die sich ausschließlich mit der Familie identifizieren.

Insgesamt ist zu sagen, dass die arachische Kultur aufgrund ihres hohen Alters und zahlreicher Fremdeinflüsse hinsichtlich Trachten, Sitten und Sprache sehr stark variiert, zumal sie wahrscheinlich bereits vor dem Eindringen der Lithen sehr divers war. Sind auch einige von sehr alter Zeit datierende Gemeinsamkeiten (insbesondere linguistischer Art) festzustellen, überwiegen die Unterschiede. Eine interessante Gemeinsamkeit ist dabei, dass das bevorzugte Lasttier in allen drei arachischen Hauptgebieten Eine „Arachische“ Identität, die über die Zugehörigkeit zu Stämmen und Stammeskoalitionen hinausgeht, besteht seit alter Zeit in der Wüste Ëyor. Am Ende der Kolonialzeit reifte ein solches Bewusstsein zudem im Norden des Katahelions heran – auf den Schwarzen Inseln existiert es bis heute nicht. Erst in jüngster Zeit zeigen sich Tendenzen zu einer „Gesamt-Arachischen“ Bewegung.

Die Lithen

Die Lithen stellen die prägende Bevölkerungsgruppe dar, die überall in Davien verbreitet ist. Ihre Herkunft liegt völlig im Dunkeln. Ein Großteil der Forscher geht von einer Einwanderung aus Huënna aus, manche halten die Lithen auch für die tatsächliche ethnische Bevölkerung der Hochkulturen am Weißen Bëthem, die später nur die Sprache und Religion der Einwanderer aus dem Osten übernahmen. Eine inzwischen marginale Hypothese besagt, die Lithen seien von Murabien aus eingewandert.

Tatsache ist, dass zwischen dem Untergang der ersten Davischen Hochkulturen und dem Wiederauftauchen schriftlicher Dokumente auf dem davischen Kontinent eine Spanne mehrerer Jahrhunderte liegt. In diese Zeit fällt die Ausbildung und Ausbreitung der Lithischen Kultur auf dem davischen Kontinent.

Schrift bringen dann die jennitischen Missionare, ebenso wie ihre Religion, den murabisch-orthodoxen Chronismus um etwa 800 nzi. Die jennitische Mission steht also am Anfang der lithischen Geschichtsschreibung. Ab diesem Punkt eroberten chronistische lithische Fürstentümer aus dem Süden die noch cawhaemischen Lithenreiche in Atlawien, und dies in insgesamt nur einem Jahrhundert. Es schließt sich die Ausbreitung der Lithen auf ganz Davien an.

Die ursprüngliche Glaubenswelt der Lithen wird als „Cawhaem“ bezeichnet. Sie ist überraschend einheitlich und fest umrissen: Der Pantheon besteht aus zwei (Haupt-)Göttinnen, die einander gegenüberstanden, Rÿth (für den Tag) und Ëyala (für die Nacht). Außerdem ist das Cawhaem durch den Woodoo-Kult geprägt. Das Cawhaem besteht auch heute noch fort, als eine Art Geheimreligion, die in vielen modernen Davischen Staaten stigmatisiert oder gar verboten ist.

Vom ursprünglichen Lithischen Gesellschaftssystem jedoch zeugen nur noch die Archäologie, wenige historische Quellen, Mythen und einige Nachklänge in Sitten. Seine hervorstechende Eigenschaft war die Matrilinearität.

Dies schlägt sich z.B. in dem weiblich dominierten Pantheon wieder und in der Lithischen Namensgebung: Lithen haben drei Namen – einen Rufnamen, einen Sippennamen und an letzter Stelle einen magischen Namen, der nach einem Schutzheiligen oder Schutzgott benannt wird. Der Sippenname wird durch den Vater weitergegeben, der magische Name aber, der offensichtlich älter ist und dem auch heute noch die größere Bedeutung beigemessen wird, durch die Mutter. Der magische Name ist zwar nicht geheim, wird aber nach alter Tradition nicht öffentlich genannt. Könige alter lithischer Reiche trugen zudem auch noch einen „Muttersnamen“, der dem Rufnamen der Mutter nachempfunden war, und der in Archaischer Zeit offensichtlich auch eine höhere Bedeutung als der eigene Rufname trug. Die Lithen eint – neben der traditionellen lithischen Namensgebung – vor allen Dingen die Sprache, auch wenn sie in zahlreiche Idiome zerfällt. Erstmals aufgeschrieben wurde sie zu Beginn der jennitischen Mission, bereits damals zerfiel sie vermutlich in einen südlichen (ëyorischen) und einen nördlichen (atlawischen) Dialekt. Nach der Ausbreitung des Chronismus in Atlawien (900 wzi) und der Herausbildung des Atlawischen Bundes (1300 nzi) sollte nun Atlawien zum Zentrum der lithischen Kultur werden. Das atlawische Lithisch wurde zur maßgeblichen Schriftsprache. Erst mit der Kolonialzeit ging es unter, sodass bis heute keine voll ausgebildete lithische Hochsprache mehr existiert.

So ist die lithische Kultur regional extrem differenziert was Dialekte, Sitten, Gebräuche, Trachten und Baustile angeht. Sie zerfällt in zwei voneinander stark verschiedene Gruppen: Nord- und Südlithen. Diese unterscheiden sich linguistisch (entsprechend der beiden Hauptzweige der Lithischen Sprachen), klimatisch und historisch (die Nordlithen standen fast ausschließlich unter paramurischer Herrschaft, die Südlithen unter xyllabischer und svalesischer Herrschaft) sowie auch kulturell. Zudem leben beide Gruppen derzeit unter anderen Bedingungen: Die Südlithen stellen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung der DVD (was ihr den Spitznamen „Südlithische Republik“ eingebracht hat), die Nordlithen leben in den verschiedenen Staaten des nördlichen Davien. Man kann darüber hinaus sechs große Kulturräume ausmachen: Tauten, Atlawien, Mryth, Kleindavien, Östliche Ëyor und Westliche Ëyor (die Zentrale Ëyor-Wüste ist arachisch dominiert), die jedoch zahlreiche Übergänge sowie regionale und lokale Varianten aufweisen. So gab es nie ein allumfassendes „lithisches“ Nationalbewusstsein.

Äußerlich sind die Lithen von eher dunklem Teint, dunkler Augen- und Haarfarbe, mittlerer Statur und markanten Gesichtszügen. Doch variiert dies sehr stark – v.a. im Norden, am stärksten im Nordwesten ist ihr Teint für gewöhnlich blasser und ihre Statur größer, denn es handelt sich vermutlich nicht um „ethnisch ursprüngliche“ Lithen, sondern vermutlich um Arachische Bevölkerungen, die die lithische Kultur von einer kleinen Elite von Eroberern übernommen haben. Gerade in diesen Gebieten leben alte Arachische Sitten auf versteckte Weise weiter, auch wenn sich die Bevölkerung als lithisch identifiziert und auch als solche bezeichnet wird.

Die Taner

Die Taner, meist, aber keineswegs durchgehend, durch eher helle Haut- Augen- und Haarfarbe gekennzeichnet, stellen die homogenste und jüngste Bevölkerungsgruppe Daviens dar. Sie sind ein gertanesisches Volk, dass sich bereits kurz nach der gertanesischen Einwanderung auf Balmanien von den übrigen Stämmen abspaltete. Sie behielten die Seefahrertradition der Gertanesen bei und siedelten zunächst im äußersten Norden Murabiens, von wo aus sie sich entlang der Murabischen Ostküste südwärts verbreiteten und schließlich, ab etwa 1100 nzi, in davischen Küstenstädten eintrafen. Dort gründeten sie kleine städtische Gemeinden, die v.a. vom Handel lebten. Entlang der großen Ströme gelangten die Taner auch ins Inland. Heute gibt es Tanische Gemeinden in Südenden, Alpaterowo, Bäsch, Woyden, Nowo Metalsk und in kleineren und größeren Städten entlang Whilim, Lÿm und Laewhar. Von einigen unbedeutenden Städtchen abgesehen, stellen Taner einzig in Woyden die Bevölkerungsmehrheit, und auch hier nur mit 65%. Die Taner blieben stets Städter und fast immer in der Minderheit, und übten oft vergleichbare Berufsgruppen aus: Als Händler formten sie Gilden, die Handelsnetze über mehrere Städte ausbildeten, als Handwerker formierten sie sich in Zünften, die zumeist stadtbezogen blieben. Das Besondere ist die Art des Handwerks, denn Taner besetzten die Sparten, welche bereits fertiges Material weiterverarbeiteten (als Schneider Stoffe, als Schuster Leder, als Tischler Holz); nie produzierten sie Nahrungsmittel (es gab kaum Tanische Schlächter) oder arbeiteten direkt mit Rohstoffen (auch Tanische Gerber oder Töpfer gab es nie). Die Lithen hingegen organisierten sich nie in Zünften. Das gesamte Tanische Zunftwesen ging mit der Kolonisation und der parallelen Einführung von Manufakturen, später Fabriken unter.

Die Gilden haben eine längere Wirkungsgeschichte. In der vorkolonialen Zeit waren sie berühmt für ihre Konkurrenz. Sie stellten nicht Zusammenschlüsse mehrerer Händler aus einer Stadt, sondern Zusammenschlüsse mehrerer, ihre Kinder untereinander verheiratenden Familien dar. So kam es, dass es in einer Stadt oft mehrere miteinander konkurrierende Gilden gab. Manchmal gab es sogar sogenannte „Gildenkriege“, in der sich Gilden in mehreren Städten handgreiflich bekämpften. Sehr häufig hatte eine Gilde eine legale, aus Händlern bestehende Seite, und eine illegale, aus Dieben bestehende Seite, die auch lithische Kleinkriminelle aufnahm und die Händler einer anderen Gilde bestahl.

Später sollten die Kolonisatoren den Gilden das Handelsmonopol entreißen. Aber die Zusammenschlüsse überdauerten. Zum einen in der Form von Verbrecherbanden, die in Davien nach wie vor nicht stadtgebunden agieren, sondern überregional (was auch das Untertauchen erleichtert). Zum anderen setzten sich die Kontakte der „legalen“ Seite der Gilden noch lange in Handelskontakten fort – aus denen später die davischen Rammballvereine hervorgehen sollten. Dies ist der Grund für die eigenartige Organisation des Davischen Fußballs, wo es kaum stadtbezogene Vereine gibt, sondern jede Stadt mehrere Vereine hat, von denen sich jeder einer überregionalen Gilde angehört.

Neben ihren Berufen sind Taner auch durch ihre Religion vereint. Sie pflegen bis heute den aus Balmanien, ursprünglich aus Murabien mitgebrachten Halloismus, wenngleich in einer sehr eigenen Form, die man – wegen ihrer Strenge und Ursprünglichkeit – als „orthodox“ oder, häufiger – bezogen auf die Heiligste Stadt, Woyden – als „Woydanertum“ bezeichnet. Insbesondere hebt sich das Woydanertum durch seine Auffassung des Halloismus als Geburtsreligion extrem von allen anderen Halloistischen Strömungen ab. Außerdem bewahrten die Taner ihre Sprache, welche zwar eine gertanesische ist, jedoch durch die frühe Trennung und die zahllosen fremden Einflüsse massive Unterschiede zu anderen gertanesischen Sprachen aufweist.